Bildrechte: Raimund Weber, Fa. Weber PR Gronau
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OStR Markus Wynk
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Vorstellung
Industriekaufleute sind in industriellen Produktionsbetrieben unterschiedlicher Branchen und Größen tätig. Die vielfältigen Aufgabenbereiche der Industriekaufleute unterstützen sämtliche Unternehmensprozesse aus betriebswirtschaftlicher Sicht - von der Auftragsanbahnung bis zum After-Sales-Management.
Sie können dabei sowohl in den kaufmännischen Kernfunktionen wie z. B. Beschaffung, Produktion und Absatz tätig sein, aber auch übergreifende Aufgabenbereiche wie beispielsweise die Leistungsabrechnung, Organisation und Marketing, Logistik, Investitionsplanung und -management, Controlling, E-Commerce, Supply-Chain- oder Projektmanagement übernehmen.
Viele dieser Tätigkeiten gehen oftmals über die nationalen Grenzen und die des europäischen Binnenmarktes hinaus, so dass Industriekaufleute zwangsläufig auch über fundiertes Wissen im internationalen Markt, insbesondere in Bereichen des Ex- und Imports, sowie Fremdsprachenkenntnisse verfügen müssen.
Abschlüsse
Industriekaufleute erhalten mit dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung folgende Zertifikate:
- Abschlusszeugnis der Berufsschule
- Prüfungszeugnis der Industrie- und Handelskammer
Mit erfolgreicher Teilnahme kann auch
- das KMK-Zertifikat zum Nachweis von erweiterten Fremdsprachenkenntnissen und
- die Zusatzqualifikation zum Europaassistenten erworben werden.
Berufsbild
Die Einsatzmöglichkeiten für Industriekaufleute sind sehr vielfältig. In allen wirtschaftlichen Sektoren wie Handel, Dienstleistung und Verwaltung werden Industriekaufleute gebraucht.
Durch ihre breit gefächerte kaufmännische sowie betriebswirtschaftliche Ausbildung kennen sich Industriekaufleute bestens in allen Arbeitsabläufen aus und können in sämtliche Unternehmensprozesse eingebunden werden.
Sie kaufen oder verkaufen Produkte oder Dienstleistungen ihres Arbeitgebers und kümmern sich um sämtliche betriebswirtschaftliche Prozesse – von der Auftragsabwicklung bis hin zum anschließenden Kundenservice.
In Marketing und Vertrieb sind sie zuständig für sämtliche Verkaufsverhandlungen. Sie analysieren Marktpotenziale, entwickeln Marketing- und Vertriebsstrategien und übernehmen Aufgaben im Projektmanagement.
In der Materialwirtschaft und Planung ermitteln sie den Bedarf an Produkten und Dienstleistungen. Sie kümmern sich auch um die Logistik und das Produktmanagement sowie um finanzielle Belange wie Investitionsplanung und Kostenanalyse. Als Mitarbeiterin in der Personalabteilung sind sie zuständig für Gehaltsabrechnungen, Personalstatistiken, den Personaleinsatz und die Verwaltung der Personalakten.
Industriekaufleute sind auch für die Kundenberatung und -betreuung zuständig, wozu ein großes Maß an Kommunikationstalent gehört. Da ihre Kunden auch aus dem Ausland kommen können, finden Kundenkontakte oft in einer Fremdsprache statt. Hierzu sind gute Fremdsprachenkenntnisse unerlässlich, die es ihnen erlauben, flexibel und souverän am Telefon oder persönlich zu kommunizieren.
Aufnahmebedingungen
Zwar ist nur ein Ausbildungsverhältnis mit einem anerkannten Ausbildungsbetrieb notwendig, jedoch erwarten viele Betriebe zumindest einen mittleren Bildungsabschluss, also die mittlere Reife oder einen vergleichbaren Abschluss. Häufig werden Auszubildende mit dem schulischen Teil der Fachhochschulreife oder der Allgemeinen Hochschulreife eingestellt.
Profilbausteine
Die Aufgabenstellungen der Industriekaufleute erfordern heute ein geschäftsprozessorientiertes und je nach Unternehmen auch länderübergreifendes Handeln.
Nicht die Abwicklung eingegrenzter Aufgabenbereiche, sondern die Entwicklung kundengerechter Problemlösungen im internationalen Kontext unter Berücksichtigung sich verändernder Rahmenbedingungen steht im Vordergrund. Die Auszubildenden sollen lernen, die Bedeutung von Teilprozessen zu erkennen, diese selbstständig zu verknüpfen um somit zu einem adäquaten Handeln befähigt zu werden.
Der Umgang mit Informations- und Kommunikationssystemen gehört zur täglichen Praxis von Industriekaufleuten. Neben dem Einsatz von PC-Standardsoftware, wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation kommt auch branchenspezifische Software, wie ERP-Systeme zum Einsatz. Diese Software wird auch integrativ - neben dem klassischen Datenverarbeitungsunterricht - im Unterricht eingesetzt.
Auszubildende des Bildungsgangs Industriekaufleute können in vielfältigen Situationen auf ein breit gefächertes Beratungsangebot zurückgreifen. Neben Gesprächen zu individuellen Entwicklungs- und Verbesserungsmöglichkeiten im Unterricht, umfasst dieses auch Informationen zum möglichen Erwerb von Schulabschlüssen sowie zum weiteren beruflichen Werdegang.
Unterrichtsorganisation
Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre und kann bei entsprechender Vorbildung und der Zustimmung des Ausbildungsbetriebes auf zweieinhalb bzw. zwei Jahre verkürzt werden. Die betriebliche Ausbildung wird begleitet vom Berufsschulunterricht. Der Unterricht findet an einem Berufsschultag wöchentlich und vierzehntägig an einem weiteren Berufsschultag am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung in Ahaus oder aber am Nebenschulstandort in Stadtlohn statt. Unterrichtet werden sowohl berufsbezogene als auch allgemeinbildende Fächer:
Berufsbezogene Fächer (in allen drei Ausbildungsjahren)
- Geschäftsprozesse
- Steuerung und Kontrolle
- Wirtschafts- und Sozialprozesse
- Englisch
Dabei wird das Unterrichtsangebot ergänzt durch Bilinguale Module „European Economics“ in der Mittelstufe.
Allgemeinbildende Fächer
- Deutsch (Unterstufe)
- Datenverarbeitung (Unterstufe)
- Sport- und Gesundheitsförderung (Mittelstufe)
- Politik (Mittel- und Oberstufe)
- Religion (Oberstufe)
Der Unterricht erfolgt nach dem Prinzip des handlungsorientierten Lernens in sog. „Lernfeldern“, damit bei den Auszubildenden die Fähigkeit des Erkennens von Zusammenhängen, Ursachen und Auswirkungen gefördert wird. Dabei sollen Schlüsselqualifikationen wie Selbstständigkeit, Urteilsvermögen, Kooperationsbereitschaft und Teamfähigkeit systematisch weiterentwickelt werden, um - neben einer erfolgreichen Abschlussprüfung – die Auszubildenden auf die vielfältigen Herausforderungen des beruflichen Alltags vorzubereiten.
Prüfungen
Zwischenprüfungen
Nach der Hälfte der Ausbildungszeit legen die Auszubildenden eine Zwischenprüfung vor der Industrie- und Handelskammer (IHK) ab, die sich auf die im Ausbildungsbetrieb erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten und den im Berufsschulunterricht vermittelten, fächerübergreifenden Inhalten bezieht. Die Teilnahme ist Bedingung für die Zulassung zur Abschlussprüfung. Darüber hinaus bildet sie häufig die Grundlage für die Entscheidung, ob das Ausbildungsverhältnis im Nachhinein um ein halbes Jahr verkürzt werden kann. Die Zwischenprüfung dauert 90 Minuten. Das Ergebnis der Zwischenprüfung fließt nicht in die Abschlussprüfung ein.
Abschlussprüfung
Die Abschlussprüfung besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil.
Schriftlicher Teil (70 %)
- Geschäftsprozesse (40 %): offene Fragen und Fallsituationen (180 Minuten)
- Steuerung und Kontrolle (20 %): programmierte Aufgaben (90 Minuten)
- Wirtschafts- und Sozialprozesse (10 %): programmierte Aufgaben (60 Minuten)
Mündlicher Teil (30 %)
- jeweils 15 Minuten Präsentation und Fachgespräch auf Basis eines vom Auszubildenden vorab erstellten Reports zu einem eigens gewählten Thema aus der betrieblichen Praxis
Die Ausbildung endet schließlich am Tag der mündlichen Abschlussprüfung, sofern diese bestanden wurde. Über die Leistungen im Rahmen des Berufsschulunterrichts wird ein von den Prüfungsleistungen unabhängiges Berufsschulzeugnis erstellt.
Besonderheiten
- Europatag in der Unterstufe (Themenschwerpunkt: Auslandspraktika als wertvolle Erfahrung für das weitere Berufsleben)
- Bildungsgangübergreifendes Projekt, z.B. „Zahlungsverkehr“ in der Mittelstufe in Verbindung mit dem Bildungsgang Bankkaufleute
- fächerübergreifendes Projekt, z.B. „Lohn und Gehalt“ am Ende der Mittelstufe
- Vorbereitungskurse für die Abschlussprüfung
- KMK-Zertifikat
- Zusatzqualifikation zur/zum Europaassistentin/-assistenten IHK oder HWK
- Förderung des europäischen Gedankens durch die Unterstützung beim Vorhaben, ein Auslandspraktikum zu absolvieren
- zeitgemäßer Unterricht durch Digitalisierung der Inhalte in sämtlichen Fächern, was eine verpflichtende Verwendung eigener Endgeräte mit sich bringt
Weiterbildung
Mit dem erfolgreichen Abschluss der Berufsausbildung ist die berufliche Bildung nicht beendet. Um den vielfältigen Anforderungen des Arbeitsalltags gerecht zu werden, ist es notwendig, immer über ein aktuelles Fachwissen zu verfügen sowie Neuerungen zu kennen, sich anzueignen und anzuwenden.
Für aufstrebende Industriekaufleute kommt beispielsweise eine Fortbildung als Fachkauffrau/-mann für Einkauf und Logistik oder für Marketing, aber auch als Industriefachwirtin/Industriefachwirt oder als staatlich geprüfte Betriebswirtin/staatlich geprüfter Betriebswirt (hier am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung in Ahaus) in Frage.
Die von dem Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung Ahaus angebotene Weiterbildungsmaßnahme unterscheidet sich durch ihre betriebspraktische Orientierung bewusst von der stärker theoretisch ausgerichteten Ausbildung an den Fachhochschulen und Hochschulen.
Die Fachschule für Wirtschaft wird angeboten in den Schwerpunkten
- Absatzwirtschaft und
- Wirtschaftsinformatik
Falls Sie nach der Berufsausbildung die Fachhochschulreife erwerben wollen, um beispielsweise die Fachhochschule zu besuchen, können Sie an unserem Berufskolleg die Fachoberschule Klasse 12 besuchen.
Während der Ausbildung besteht die Möglichkeit der Zusatzqualifikation zur/zum Europaassistentin/-assistenten IHK oder HWK. Genauere Informationen dazu finden Sie im Verzeichnis „Europaschule“.
Weitere Informationen
• IHK Nord Westfalen (www.ihk-nordwestfalen.de)
• Bundesagentur für Arbeit (http://www.arbeitsagentur.de)
• BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (http://www.bibb.de)
• BDI – Bundesverband der deutschen Industrie (http://www.bdi.eu)